von Jan Fischer
9. Schach-Festival in Wunsiedel schon zwei Monate vor dem Start ausgebucht
Das Internationale Schach-Festival in Wunsiedel ist für viele Spieler aus nah und fern seit Jahren eine feste Größe im Turnierkalender. Vom 14. bis zum 17. Mai geht die mittlerweile neunte Auflage des Festivals in der Festspielstadt über die Bretter. Die Vorbereitungen der Organisatoren um den mehrmaligen deutschen Blindenschachmeister Ludwig Zier laufen bereits seit mehreren Monaten auf Hochtouren. Dank der frühzeitigen Werbung in Schachmedien und via Internet – und selbstverständlich dank der Beliebtheit des familiären Vier-Tage-Opens – ist das Turnier längst ausgebucht. Zwei Monate vor dem Turnierbeginn an Christi Himmelfahrt hatten sich bereits mehr als 250 Teilnehmer einen Startplatz gesichert.
Die Fichtelgebirgshalle und ihre Nebenräume werden Mitte Mai wieder vollbelegt sein, und in Wunsiedel und Umgebung wird es kaum möglich sein, noch ein freies Zimmer in einer Pension oder in einem Hotel zu ergattern. Durch kurzfristige Absagen kann sich das Teilnehmerfeld, das erneut in zwei Gruppen (Meister und Amateure) spielen wird, noch verändern. An der Zahl der Denksportler ändert sich jedoch nichts mehr – die Warteliste wird von Tag zu Tag länger. Die Bandbreite reicht vom Hobby- bis zum Profispieler, von einer siebenjährigen Teilnehmerin aus Sachsen bis zu einem 85-Jährigen aus Niedersachsen.
Ludwig Zier freut sich über die Vielfalt der Teilnehmer: Sie kommen zum einen aus dem Fichtelgebirge und Oberfranken, zum anderen aber auch aus ganz Europa. Es sind Spieler aus dem gesamten Bundesgebiet dabei - nur Saarland und Bremen sind nicht vertreten – und aus 15 unterschiedlichen Nationen. 30 internationale Titelträger werten das Meisterturnier enorm auf, 13 davon dürfen sich „Großmeister“ nennen. Einige von ihnen spielen in der Nationalmannschaft ihres Landes. „Es gab mehr als 30 Anfragen von Großmeistern aus aller Welt“, berichtet Zier. Wegen des begrenzten Budgets habe man nicht alle berücksichtigen können.
Wunsiedel gilt nach Bad Wiessee und Deizisau als drittstärkstes Schachturnier in Deutschland. Diesem hervorragenden Ruf wird das Festival auch in diesem Jahr wieder gerecht. Besonders gespannt dürfen Teilnehmer und Kiebitze auf den internationalen Meister Jorden van Foreest aus den Niederlanden sein, der vor zwei Jahren den Titel des Jugend-Europameister errang. Er feiert in diesem Jahr erst seinen 16. Geburtstag und gehört weltweit zu den Top Ten der Altersklasse U16. Mit seiner internationalen Wertungszahl (Elo) von über 2500 steht Jorden bereits auf einer Stufe mit guten Großmeistern. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, dass er vom internationalen Meister zum Großmeister aufsteigt. Seine zweite Großmeister-Norm hat er seit Kurzem in der Tasche.
Das Top-Talent bringt Bruder Lucas mit nach Wunsiedel – mit 13 hat er bereits eine Elo-Zahl von 2300, ist Fide-Meister und peilt den Titel „Internationaler Meister“ an. Aber auch von den deutschen Nachwuchsspielern kommen die Besten nach Wunsiedel, unter anderem Jan-Christian Schröder, der aktuelle deutsche Jugendmeister.
Zum erweiterten Kreis der Favoriten auf den Turniersieg zählt Jacek Stopa. Der Pole gewann bereits zweimal – 2009 und 2011 – das Wunsiedler Festival. Mit einer Elo-Zahl von 2544 ist Stopa einer der stärksten internationalen Meister überhaupt. Nun schickt er sich an, zum dritten Mal das Meisterturnier zu gewinnen – was bislang noch niemandem gelungen ist. Er wird sich aber erst gegen mehrere Spieler behaupten müssen, die noch stärker eingeschätzt sind als er. Stopa liegt „nur“ auf Platz neun der Setzliste.
Ganz vorne sind vier Spieler mit einer Elo-Zahl von über 2600 – der Topgesetzte Andrey Vovk aus der Ukraine ist unter den Top 100 der Weltrangliste.
Für den Sieg in Wunsiedel winkt ein Preisgeld von 1200 Euro. Mehrere Firmen unterstützen das Turnier finanziell, Hauptsponsor ist die LGA. So erhalten die besten Teilnehmer insgesamt Geldpreise von mindestens 6300 Euro.
Zu einem Spitzenturnier gehört auch ein professioneller Internet-Auftritt. Dafür zeichnet in bewährter Weise Klaus Steffan verantwortlich, der zusammen mit der Familie Zier – Ludwig, Sabine, Verena und Oliver – die Fäden der Organisation in Händen hält. Die Veranstalter verzichten schon traditionell auf einen allzu großen Funktionärs-Apparat: Fünf Verantwortliche, die bestens zusammenarbeiten, genügen, um ein internationales Turnier mit mehr als 250 Teilnehmern reibungslos über die Bühne zu bringen.
Weitere Informationen zum Schach-Festival gibt es im Internet. Auf der Homepage laufen während der Turniertage auch Live-Übertragungen einzelner Partien, außerdem kommen Ergebnisse, Tabellen, Fotos und Videos brandaktuell ins Netz. |